Am 8.12.2015 fand in Duisburg eine fremdenfeindliche Demonstration der „Pegida“ statt. Meine Kollegin und ich sind als erfahrene Journalisten, mit Schwerpunkt auf Innenpolitik und Rechtsextremismus, nach Duisburg gereist, um darüber zu berichten, aber auch um die allgemeine und aktuelle Situation dieser sogenannten „besorgten Bürger“ aufzuzeichnen.

Etwa 150 Pegida-Teilnehmer, wovon etwa 80 der HoGeSa- und Hooliganszene zuzurechnen waren, hetzten sich gegenseitig mit „Deutschland den Deutschen“ und sonstigen fremdenfeindlichen Parolen während der Rednerpausen auf. Wir als Journalisten standen mit unseren Kameras etwa 10 Meter von den Hundertschaften der Polizei entfernt und begannen im Hintergrund der Versammlungsteilnehmer mit unseren Aufzeichnungen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis wir bemerkt wurden und die ersten Teilnehmer mit Sprüchen in unserer Richtung in Form von „Lügenpresse“ oder „Pinocchio-Presse“ begannen. Wir wurden von mehren Teilnehmern fotografiert. Derartiges sind wir von anderen Demonstrationen bereits mehr als gewohnt. Nach und nach jedoch bemerkten wir, dass sich immer mehr der Teilnehmer in unserem „Bereich“ aufhielten und entsprechend auch näher kamen. Sätze wie „Mach die Kamera aus, du F…..“ oder „Pressehuren verfi….euch, sonst helfen wir nach“ fielen vermehrt. Alles unter den Augen der anwesenden Polizeibeamten. Als die ersten Schubsereien begannen, schritten hier jedoch die Beamten ein und deeskalierten die Situation entsprechend. Des Weiteren teilte uns der Einsatzleiter mit, dass sich die Beamten in unserer Nähe aufhalten werden, sollte nochmal etwas derartiges geschehen.

Anders war es gegen Ende der Demonstration: Meine Kollegin war schon auf dem Weg nach Hause, als einer der Teilnehmer zu mir kam und meinte, dass Duisburg für mich eine Nummer zu groß sei und er mich „Presseschwuchtel“ beobachtet und abstechen wird, sobald er mich alleine später treffen wird. Die anwesenden Polizeibeamten darauf angesprochen, reagierten jedoch anders als ihre Kollegen und zuckten nur mit den Schultern und den Worten: „Sie als Pressevertreter provozieren die Rechten ja auch und müssen sich daher nicht wundern.“
Glücklicherweise traf ich auf eine größere Menschenmenge, die in Richtung meines geparkten Wagens ging, und ich konnte ohne Zwischenfälle aus Duisburg abfahren.

Immer mehr zeichnet es sich ab, das Pressevertreter auf Demonstrationen nicht gern gesehen sind. Die Rechtsextremen bezeichnen uns als Lügenpresse, die Linksextremen wollen nicht fotografiert werden, weil sie Angst haben, einerseits von den Rechten erkannt zu werden und andererseits, dass die Aufnahmen der Polizei später zur evtl. Strafverfolgung nutzen. Zunehmende Gewalt Journalisten gegenüber ist leider immer mehr zu verzeichnen. Die Erfahrung der vergangenen Monate zeigt mir und meinen Kollegen, dass wir uns immer mehr schützen müssen vor Angriffen, Stein- und Flaschenwürfen usw. Je nachdem welches Klientel gerade demonstriert, sind Helm und Schutzweste mittlerweile an der Tagesordnung, da wir als Pressevertreter uns nicht immer auf den Schutz der Polizeibeamten verlassen können. Und derartige Sätze wie „Sie als Presse provozieren die Teilnehmer“ fallen immer häufiger.