Mit 85 Jahren, davon fast 60 als Journalist, ist Manfred Neuber noch mit spitzer Feder freiberuflich „zu Gange“. Vom Volontariat beim Lokalblatt über eine Regionalzeitung brachte er es zum Ressortleiter Ausland/Außenpolitik bei der WELT. Vorher war er für die amerikanische Nachrichtenagentur UPI in Frankfurt/Main, Berlin, London und New York im Einsatz. Leidenschaftlich tritt er für fairen Journalismus und Meinungsfreiheit ein. Im populistischen Milieu der Provinz erweckt das Feindschaft. Hier sein Augenzeugenbericht:
Aus Verbundenheit mit meiner Heimatstadt Nordhausen (Thüringen) habe ich in den vergangenen Jahren noch gelegentlich heimatgeschichtliche Beiträge für regionale ... zum Beitrag
Kategorie: Augenzeugenbericht (Seite 1 von 2)

Thilo Schmidt: „Ellenbogen mit Wucht in die Seite gerammt“
Am 20. Februar 2017 begleitete ich in Dresden den "Montagsspaziergang" von PEGIDA für ein SWR-Feature. Thema des Beitrags war die Situation der Pressefreiheit in Deutschland, Anlass der weltweite Jahrestag der Pressefreiheit im Mai. Vom Straßenrand aus zeichnete ich mit meinem Mikro den vom Hauptbahnhof die St. Petersburger Straße entlangziehenden Demonstrationszug auf. Plötzlich fragte mich einer der PEGIDA-Anhänger, von welcher „Scheißpresse“ ich denn käme. Ich entgegnete, dass ich auf solch eine Frage nicht antworten würde. Der Mann begann zu brüllen, fragte mich, wer denn gesagt hätte, dass ich ihn aufnehmen dürfe. Es folgte ein lautes Wortgefecht, in das sich sechs oder ... zum Beitrag

Björn Kietzmann: Polizei will Neonazis bei Bautzen-Aufmarsch „nicht stören“
Bautzen gilt als Hochburg des Rechtsextremismus und ist aktuell wieder ständig in den Schlagzeilen, zuletzt wegen der rassistischen Ausschreitungen Mitte September. Auch am 7. Oktober hatten sich dort wieder rund 300 Rechtsextreme und Sympathisanten auf dem Kornmarkt zu einer Demonstration versammelt. Der Fotograf Björn Kietzmann war vor Ort:
21 Stunden nach meiner Rückkehr aus dem Bürgerkriegsland Kolumbien, wo ich rund zwei Monate ohne bedroht oder angegriffen zu werden über den dortigen Friedensprozess berichtete, sitze ich gemeinsam mit einem befreundeten Agenturfotografen im Auto auf dem Weg ins sächsische Bautzen, wo am Abend Rechtsradikale aufmarschieren wollen. Ich ... zum Beitrag

Sören Kohlhuber: Wenn die Schutzinstrumente versagen
Sören Kohlhuber beobachtet als freier Journalist die Entwicklung der rechten Szene in Deutschland und dokumentiert regelmäßig deren Aufmärsche. Noch bis zum 27. ist er mit seinem Buch "Deutschland deine Nazis" auf Leserreise.
„Polizisten sind keine Personenschützer für Pressevertreter“, tönte der Polizeipräsident von Berlin, Klaus Kandt, Ende 2014 im Innenausschuss. Hintergrund waren Forderungen vom Chef der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in Berlin, Andreas Köhn, dass die Polizei die Pressefreiheit zu garantieren und zu schützen habe.
Vorausgegangen waren der Auseinandersetzung massive Bedrohungen und Angriffe durch Neonazis bei einem Aufmarsch in Berlin-Marzahn. ... zum Beitrag

Hartmut Schneider: „Blessuren gelten als Statussymbol“
Das Interview mit dem Fotografen Hartmut Schneider führte Frank Überall.
Herr Schneider, seit Jahren dokumentieren Sie fotografisch Aufmärsche und Veranstaltungen von Neonazis – zu journalistischen, aber auch zu Dokumentationszwecken. Warum verbringen Sie so viel Zeit auf solchen Veranstaltungen, auch wenn Sie daran meist kein Geld verdienen?
Dazu zunächst eine Vorbemerkung: Ich sehe mich nicht als Journalist, sondern als Fotograf, der Zeiterscheinungen subjektiv dokumentiert und ordne mich daher eher der künstlerischen Fotografie zu. Spontan würde ich antworten, das frage ich mich auch oft, weil diese Veranstaltungen anstrengend, gefährlich und frustrierend sind. Der Grund ist, ... zum Beitrag

Pegida in Dresden: Zwischen Agitation und Ausflugsstimmung
Von Frank Überall, DJV-Bundesvorsitzender
Es hat ein bisschen etwas von einer Klassenfahrt. Es ist Mitte März, und in der Dresdner Innenstadt ist es kalt. An einem Kiosk wird Glühwein für einen Euro verkauft. Viele Menschen auf dem Altmarkt aber haben eigene Thermoskannen mitgebracht. Rund 3.000 haben sich versammelt. Journalistinnen und Journalisten beobachten die Szenerie mit einem dumpfen Gefühl im Magen. Zu oft hat es hier Übergriffe auf Medienvertreter gegeben. An diesem Abend schaue ich auch zu.
Um es vorweg zu nehmen: Es war ein ruhiger Abend, nicht so aufgeregt und gewaltbelastet wie viele Treffen der Pegida-Anhänger sonst in Dresden. Es gibt nur verbale Gewalt, und die richtet ... zum Beitrag

Ine Dipmann: „Sie schlagen mich?“
Ine Dippmann (41) ist seit Februar 2014 Landeskorrespondentin von MDR Info in Sachsen. Sie ist Landesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes (DJV) Sachsen. Dieser Augenzeugenbericht ist die Zusammenfassung eines Interviews, das sie mit Matthias Meisner (Tagesspiegel) führte.
Am 11.1.2016 berichtete ich für den MDR Hörfunk als Live-Reporterin von verschiedenen Kundgebungen in Leipzig. Zwischen den stündlichen Live-Schalten von einem Ü-Wagen bin ich immer wieder an verschiedene Punkte der Innenstadt gegangen oder mit dem Rad gefahren. Zur Kundgebung von Legida bin ich erst am Ende gestoßen, da waren die Reden von Bachmann und Festerling schon durch. Gerade "sang" Hannes Ostendorf ... zum Beitrag

Die Angst vor der Aufklärung
Ein Gastbeitrag von David Schraven. Er leitet das Recherchezentrum CORRECTIV als Publisher und inhaltlicher Geschäftsführer
Die Angst vor Nazis in Deutschland haben wir bei correctiv.org gespürt. Es war absurd. Es war töricht. Und die Angst kam aus gänzlich unerwarteten Richtungen.
Die Geschichte beginnt mit einer Recherche zu den Verbindungen rechtsextremer Terrorgruppen aus dem Blood & Honour-Netzwerk ins Ruhrgebiet. Zu diesem Netzwerk gehörten auch die Terroristen Uwe Bönhhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe, die sich NSU nannten – Nationalsozialistischer Untergrund. Und zu diesem Netzwerk gehörte eine Gruppe aus Dortmund, die sich um eine Nazi-Band mit Namen „Weisse ... zum Beitrag

Schutz gesucht, Anzeige und Platzverweis kassiert
Fallschilderung von Hendrik Pupat, freier Printjournalist, Leipzig
Der Leipziger Pegida-Ableger Legida mobilisiert selten mehr als eine dreistellige Zahl an Teilnehmern. Dafür gilt er als noch radikaler als das Dresdner Vorbild. Stadtbekannte Neonazis spazieren vereint mit Hooligans neben Wutbürgern, deren Schilder Putin um Hilfe bitten und zum Wohl der Bienen „Gegen den Einsatz von Pesdiziden“ (ja: „d“) sind. Ein beliebter Redner nennt sich, auf die Volkserziehung anspielend, „Friedrich Fröbel“. Er jongliert rassistisch mit Intelligenzquotienten, fordert das Einschreiten der Bundeswehr gegen „völkerwandernde Invasoren“ und die sofortige Verhaftung Angela Merkels. Zwar ... zum Beitrag

„Pegida“ brutal (nicht nur) in Köln: Knalltrauma, Schnittwunden, blaue Flecken
Seit mehr als 20 Jahren berichte ich über Aufmärsche von Rechtsextremen und Rechtspopulisten. Angenehm war das nie. Aber was man in diesen Monaten bei solchen Demonstrationen erlebt, stellt alles in den Schatten. Zum Beispiel am 9. Januar 2016 in Köln. Das war der Samstag nach den Silvester-Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof. Die Pegida-Bewegung hatte zur Kundgebung aufgerufen. Angeblich „nur“ besorgte Bürger. Im Vorfeld hatten sich die Organisatoren von jeglicher Form der Gewalt distanziert. Zumindest verbal.
Als ich aus Berlin am Kölner Hauptbahnhof ankam, war die Szene schon etwas eigenwillig. Aggressiv anmutende Männer setzten im Bahnhofsgebäude schon zu dieser Mittagszeit ... zum Beitrag