Von Frank Überall
Es ist an sich schon unglaublich, was einer Radiojournalistin der ARD in Berlin passierte: Während sie über eine Demonstration berichten wollte, wurde sie von hinten körperlich angegriffen, ihr wurde das Mikrophon entrissen. Wie der Berliner „Tagesspiegel“ berichtet, spielte sich das Geschehen bei einer Veranstaltung von Linken ab. Per Twitter bat die Journalistin darum, das geraubte Mikrophon bei einer Bäckerei zu hinterlegen. Auf dem integrierten Aufnahme-Chip waren offenbar die Ergebnisse ihrer stundenlangen Arbeit gespeichert. Zunächst wurde das Arbeitsgerät aber nicht anonym hinterlegt.
Der Fall zeigt die Verrohung der Sitten nicht nur bei rechtsextremen Demonstrationen. Bei letzteren sind Übergriffe auf Journalistinnen und Journalistin zwar zahlenmäßig viel häufiger – gleichwohl ist es insgesamt für Medienvertreter gefährlicher geworden, über politische Kundgebungen zu berichten. Wie tief der Hass bei einigen sitzt, zeigt ein Tweet, der kurz nach Bekanntwerden des Falls abgesetzt wurde. „sei nicht traurig kann schon mal passieren, aber Versuch es auch mal zu verstehen nach den ganzen Hetzkampagnen“, schreibt mit eigenwilliger Orthographie ein Nutzer. Die Journalistin antwortet zurecht, dass sie das nicht verstehe: „Wie soll man frei berichten, wenn einem die Arbeitsmittel gestohlen werden!!!“
Ganz gleich von welcher Seite – Gewalt kann kein Mittel der Auseinandersetzung sein! Journalistinnen und Journalisten körperlich anzugreifen, ist eine Grenzüberschreitung, die die Pressefreiheit grundsätzlich in Frage stellt. Das Thema verliert leider nicht an Aktualität.